Luxemburgs Wohnungskrise
Heute war schon mein dritter Tag in Luxemburg. Gestern hat mir die Direktorin Alexandra Oxacelay von der gemeinnützigen Organisation Stemm vun der Strooss erzählt, wieso immer mehr Menschen im Großherzogtum in die Armut abrutschen. Ein Grund sei mitunter, dass es quasi unleistbar geworden ist, eine Wohnung zu mieten oder gar zu kaufen. Betroffene erzählen mir Ähnliches. Für eine Ein-Zimmer-Wohnung, die wirklich oft nur aus einem winzigen Zimmer besteht, zahlt man oft 800 Euro aufwärts. Aber die Wohnungen sind natürlich nicht das einzige Problem. Insgesamt verabsäume der Staat, Menschen in prekären Situationen ausreichend aufzufangen.
Heute habe ich außerdem Antoine Paccaud vom Housing Observatory getroffen. Er forscht zu den Ungleichheiten, die durch den Besitz von Land und Wohnraum entstehen. In Zusammenarbeit mit dem luxemburgischen Wohnungsbauministerium analysiert er Wohnungsdaten. Viele Luxemburger:innen ziehen in die Grenzregionen in Deutschland, Belgien und Frankreich, um in die Arbeit in ihrer Heimatstadt zu pendeln. Dabei stehen sie oft für 20 km drei Stunden oder länger im Stau. Laut Paccaud seien die Entwicklungen katastrophal - man habe nicht nur verabsäumt, früh genug in einen leistbaren Wohnungsmarkt zu investieren, sondern auch in die Infrastruktur.
Die EU setzt in der aktuellen Legislaturperiode sogar erstmals einen Kommissar für das Thema Wohnen ein, da die Wohnungskrise ein Phänomen in vielen europäischen Ländern ist. Um das Thema auch auf EU-Ebene zu beleuchten, fahre ich morgen nach Brüssel. Dort treffe ich mich mit Vertretern von Housing Europe, der europäischen Föderation des öffentlichen, genossenschaftlichen und sozialen Wohnungsbaus. Ich bin gespannt auf die zusätzlichen Einblicke, die ich bekommen werde.