Überfülltes Lesbos-Flüchtlingslager
Was für ein Tag! Nachdem wir viel über das Leben im Camp gehört haben, konnten wir heute mit eignen Augen sehen, wie die Menschen in Mavrouvni leben. Durch die Hilfe der österreichischen Botschaft hat uns die griechische Migrationsbehörde erlaubt das Camp zu besichtigen. Filmen durften wir nicht.
Angekommen im Camp ging alles ganz schnell. Nachdem die Polizisten vor Ort unsere Dokumente gecheckt haben, bringen sie uns zu den Administrationscontainern. Dort treffen wir den Campmanager Dimitris. Er erzählt uns, dass momentan 4500 Menschen in dem Camp schlafen, 1000 mehr als es die Kapazität eigentlich erlaubt. 250 Menschen sind pro Tag in der vergangenen Woche auf der Insel angekommen. Was uns auffällt: Besonders die Registrierung verläuft chaotisch. Ankommende müssen lange warten, bis sie in die tatsächlichen Unterkünfte können und schlafen bis dahin auf dem Boden.
Durch das Camp führt uns ein Mitarbeiter. Er stellt sicher, dass wir nur sehen, was wir auch sehen sollen. So kommen wir an vielen kleinen Häuschen vorbei, an Containern aber auch großen Zelten. Während in den kleinen Häuschen 6 bis 10 Personen unterkommen, sind es in den Zelten bis zu 300. Im Sommer steigen die Temperaturen hier bis zu 60 Grad.
Bei unserer Tour kommen wir auch zum Education Center des Camps. Ein kleiner Bereich, abgelegen vom Rest der Unterkünfte, wo sich ein kleiner Kindergarten befindet. Hier sollen die Kinder langsam auf die Schule vorbereitet werden.
Vor dem Camp treffen wir Dionisis. Er ist der Leiter der öffentlichen Schulen auf Lesbos. Er erklärt uns, dass von den 1000 Kindern die im Camp leben 200 die öffentlichen Schulen der Stadt besuchen können. Sie werden morgens vor dem Camp mit Bussen abgeholt. Für mehr Kinder ist kein Platz. Ein Problem ist oft auch, dass die Kinder nicht lange genug auf der Insel sind, sondern nach wenigen Monaten auf ganz Griechenland verteilt werden.
Neben dem Camp befindet sich das Medical Center von Ärzte ohne Grenzen. Nihal führt uns durch die Klinik und erklärt, wie schlimm die Situation im Moment ist. Der offizielle Gesundheitsbereich im Camp scheint geschlossen zu sein. Nur wenn die Flüchtlinge zu sterben drohen wird der Krankenwagen gerufen. Ärzte ohne Grenzen versuchen hier die nötige Unterstützung zu leisten und haben ihr Angebot in den vergangenen Monaten sogar erweitert.
Für uns geht es jetzt weiter nach Athen.