Freie Gewerkschaften, so Wahr mir Gott Helfe
Ich gebe offen zu, dass ich nicht mit einem Papa-Mobil im Solidarność-Museum gerechnet hätte. Es gab Hinweise: Zum Beispiel, die Tatsache, dass Papst Johannes Paul II. neben Havel, Thatcher und Wałęsa eine prominente Figur der Mauerfall-Politik war. Oder der Umstand, dass Johannes Paul II. polnischer Abstammung war (und übrigens der erste Nicht-Italiener seit über 400 Jahren!). Wie prominent der polnische Geistliche im Museum erscheint, ist dennoch überraschend.
Generell wird dem Katholizismus ein großer Stellenwert beigemessen. Das sei auch heute noch in der Ausrichtung der Gewerkschaft so, erklärt mir der Referent für Internationales der Solidarność heute im Gespräch.
Ein weiterer Geistlicher wird im Europäischen Solidaritätszentrum in den Vordergrund gerückt: der Priester Jerzy Aleksander Popiełuszko. Der charismatische Geistliche war ein früher Unterstützer der Bewegung und konnte in der Zeit des Kriegsrechts in Polen viele Bürgerrechtler:innen bei seinen Predigten sammeln, bis er 1984 durch ein Attentat der Geheimpolizei getötet wurde.
Seit dem gilt er als Märtyrer der Organisation und prangt heute noch auf dem Gebäude des Solidarność-Hauptquartiers. Vielleicht auch, weil das Verhältnis der Gewerkschaft und dem Gründer (und eigentlich bekanntestem Mitglied) Lech Wałęsa nicht mehr das beste sein soll. Der Grund: Die enge Zusammenarbeit der Gewerkschaft mit der PiS.