Geschichte im Großen und im Kleinen

Direkt neben Rigas prachtvollen mittelalterlichen Backsteinbauten, die zahlreiche Postkarten und Reiseführer-Cover zieren, ist in einem dunklen Betonklotz das lettische Okkupationsmuseum untergebracht. Behandelt wird darin die Zeit von 1940 bis 1991 in der Lettland erst von der Sowjetunion, dann von Nazi-Deutschland und schließlich wieder von der Sowjetunion besetzt war.

Das Museum erzählt die Geschichte einer Nation, aber auch die einzelner Menschen und deren Leben unter Nazi- und Sowjetherrschaft. Zeitzeugen erzählen, was sie erlebt haben, ausgestellt sind etwa Bastelarbeiten, die Gefangene in Straflagern angefertigt haben. Liebliche Vogel- und Blumenmotive hat etwa ein Häftling im NS-Lager Salaspils auf ein Stück Stoff gestickt.

Abseits der Ausstellung hatte ich auch die Möglichkeit, mit Dr. Gints Apals, Leiter des Departments für Public History des Museums, darüber zu sprechen, wie sich die lettische Geschichte von der anderer Staaten mit Sowjet-Vergangenheit unterscheidet – und welchen Einfluss das auf den raschen EU-Beitritt nach der Unabhängigkeit hatte. Interessant ist in diesem Zusammenhang etwa, dass mehr als 30 Staaten die Annexion Lettlands, Estlands und Litauens durch die Sowjetunion nicht anerkannt haben – darunter neben den USA auch mehrere europäische Länder.  

Die Ausstellung endet mit der Unabhängigkeit Lettlands und seiner anschließenden Mitgliedschaft in EU und Nato. Als Besucherin steigt man von einem düsteren, von Beton und rostigem Bewehrungsstahl geprägten Ausstellungsraum hinauf zu einer hell und modern gestalteten Galerie.   

Titelbild: Das Freiheitsdenkmal in Riga, Symbol für die lettische Souveränität

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Ankunft in Riga