Ankunft in Riga
In Lettland gibt es rosa Knäckebrot. Das ist wohl das erste Rechercheergebnis meiner Eurotours-Reise, bei der es freilich nicht um die kulinarischen Besonderheiten des kleinen Landes im Baltikum geht. Ich, Vilja Schiretz (Kleine Zeitung), bin heute in der lettischen Hauptstadt Riga angekommen und verbringe den Abend im Hotel damit, mich in die lettische Geschichte einzulesen und Interviews, die ich in den nächsten Tagen führen werde, vorzubereiten – dabei kommen die inhaltlich nicht relevanten lettischen Snacks ins Spiel.
Lettland feiert heuer – gemeinsam mit neun anderen Ländern – sein 20. Jubiläum als EU-Mitgliedstaat. Dabei waren die drei baltischen Staaten bis zu deren Zerfall in die Sowjetunion eingegliedert. Lettlands Wandlung von der Sowjetrepublik zum EU-Staat hat also nur 13 Jahre gedauert. Für andere Staaten, die einst hinter dem Eisernen Vorhang lagen, scheint der Weg in die EU dagegen auch heute noch weit.
Was haben Lettland und seine baltischen Nachbarn also anders gemacht als etwa die Republik Moldau oder Georgien, die wohl bis auf Weiteres im Warteraum der EU verharren dürften? Um diese Frage zu beantworten, werde ich morgen als Erstes einen genaueren Blick auf Lettlands Vergangenheit unter Sowjet-Herrschaft werfen. Im Okkupationsmuseum in Riga werde ich dazu meinen ersten Gesprächspartner, Gints Apals, Leiter des Departments of Public History im lettischen Okkupationsmuseum, treffen.