Durch die unsichtbare Mauer: Ab in den Süden. Ab nach Neapel.

Nach 24 Stunden Rom, cacio e pepe, Emily in Paris- Fieber, tasten meine Dolmetscherin und ich uns immer näher an den Süden heran. In Roma Termini nehmen wir den Freciorossa, von dem ich mittlerweile begeistert bin. Nach knapp einer Stunde sind wir schon in Neapel.

Im italienischen Schnellzug Frecciarossa.

Angekommen in Neapel. Es riecht nach Waschmittel und Weizenteig. Die Straßen sind belebt, es werden Spritz um 1€ aus Plastikbechern getrunken. Es ist laut. Lauter als in Rom, und mit Mailand kaum zu vergleichen. Das Leben findet draußen statt.

Die Lebendigkeit der Stadt spiegelt sich in so gut wie jeder Straße wider.

Ich komme mit Anna-Teresa ins Gespräch. Ich frage sie, ob sie Neapel je verlassen würde. '
Ob sie jemals nach Mailand ziehen würde.

„Nooo“, sie gestikuliert. Auf keinen Fall. „Was mache ich dort? Die Leute sind kalt dort. So organisiert. Dort herrscht kein Leben“

Anna-Teresa und ich.

„Eigentlich will ich gar nicht so über die Menschen im Norden reden, aber die haben begonnen. Die haben begonnen uns faul zu nennen. Die haben begonnen zu sagen, wir würden nicht arbeiten“, erzählt mir die 25-jährige Medizinstudentin. Dieses Jahr wird sie fertige Ärztin sein.

Ihre Stimme überschlägt sich. Sie klingt empört und enttäuscht. Was klingen mag, wie ein Streit zwischen spielenden Kindern, ist ein Konflikt, der sich über Jahrzehnte aufgebauscht hat.

„Sie nennen uns terroni“ (Terroni ist ein abwertender Begriff von Nord und Mittel-Italiener:innen über Süditaliener:innen. Er bedeutet übersetzt so etwas wie Erdfresser, oder Menschen die auf dem Boden arbeiten.)

”Sie gründen sogar eine eigene Partei, um uns loszuwerden”, erzählt Anna-Teresa.

Damit meint sie die Lega Nord. Die Lega Nord hat sich in der Vergangenheit für Autonomie und Selbstständigkeit der norditalienischen Regionen eingesetzt. Oft wurden wirtschaftliche Unterschiede zwischen Nord- und Süditalien oder die Idee einer Spaltung thematisiert.

Aber auch Parteien im Süden lassen die Kluft zwischen Nord und Süditalien wachsen. Mit der Wahlwerbung "IL OVERNO MELONI TRADISCE IL SUD" =”DIE REGIERUNG UNTER MELONI VERRÄT DEN SÜDEN” werden Diskussionen aufgeheizt. Mit Erfolg.

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Nordmazedonien und der EU-Beitritt: Es ist kompliziert

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Überall Österreich, aber nicht im „österreichischen Palast“?