The Austrian Way im Kosovo: “Red’ ma drüber”
Wenn Major P. seinen Dienst beginnt und auf die Straßen von Rahovec/Orahovac tritt, lässt er Sturmgewehr und Schutzweste zuhause. P., der seinen Namen nicht öffentlich lesen will, ist Teil des österreichischen Bundesheer-Kontingents im Kosovo. Doch im Gegensatz zum Großteil seiner Kameradinnen und Kameraden lebt der Kommandant nicht im Militär-Camp, sondern gemeinsam mit seinem „Liaison Monitoring Team“ in einem zivilen Haus in der Stadt.
Das Team übernimmt keine klassischen militärischen Aufgaben. Es soll vielmehr den direkten Kontakt zur Bevölkerung suchen, Stimmungen frühzeitig einfangen und als eine Art Frühwarnsystem dienen. LMT - so die Abkürzung - sind „the eyes and ears of KFOR“. Ihre Informationen bekommen P. und seine Kollegen im Kaffeehaus, auf lokalen Veranstaltungen oder beim Friseur. Die Soldaten kennen die lokale Bevölkerung, und die lokale Bevölkerung kennt sie. In sich anbahnenden Konflikten agieren sie als Streitschlichter. Im Sinne von: “Red ma drüber”, sagt Major P.
Die LMT der KFOR sind im ganzen Land verteilt. Österreich stellt eines von 29 Teams und betreibt den Stützpunkt in Rahovec/Orahovac, ein Bezirk südwestlich von Pristina mit mehreren serbischen Enklaven wie Velika Hoča. Die 700-Seelen-Gemeinde, in der hauptsächlich Serbinnen und Serben wohnen, hat eine Parallelstruktur - es gibt hier sowohl eine kosovarische Gemeindebehörde als auch eine serbische Selbstverwaltung. Kosovos Regierung hat einige dieser Selbstverwaltungen im Norden des Landes in den vergangenen Jahren aufgelöst - die Serben protestierten.
In Velika Hoča ist derzeit keine Auflösung der serbischen Verwaltung geplant, sagt Vizeleutnant S., der erfahrenste Soldat des österreichischen LMT. S. hat mit Unterbrechungen insgesamt sieben Jahre in der Region verbracht und kennt sie wohl wie kaum ein anderer internationaler Soldat. S. führt uns in Velika Hoča zu einem Graffito auf einer Betonwand. Abgebildet ist dort der proserbische österreichische Schriftsteller Peter Handke, der einst ein Buch über den Ort geschrieben hat. „Unser Nobelpreisträger“, steht darunter.
Bis bald, Jakob und Max