Der Ort, der in 30 Jahren 75% seiner Bevölkerung verloren hat

Weiter geht die Spurensuche über den Brain Drain in Bosnien und Herzegowina am letzten vollen Tag der Recherche in die abgelegeneren Gebiete. Mit dem Auto geht es durch szenische, kleine Ausflugsziele entlang des langgezogenen Satusees Jablaničko Jezero. Vor uns tun sich während der Fahrt mächtige Berglandschaften auf.

Jetzt ist alles anders als in Banja Luka oder Sarajevo, natürlich. Teils verlassene kleine Ortschaften, wechseln sich mit wiederum etwas belebteren Kleinstädten wie Livno ab. Dort treffen wir einen 22-jährigen Kickboxer, der immer härter für die World Championships trainieren möchte. Wir sprechen darüber, warum er niemals Bosinen verlassen würde.

Kickboxer Ivan steht mit seinen Boxhandschuhen in Kampfpose auf einer Brücke über einem kleinen Bach

Kickboxer Ivan könnte niemals Bosnien verlassen, sagt er. Die meisten seiner Freunde wären aber gegangen…

Eine halbe Stunde Autofahrt ist letztlich unser letztes Ziel entfernt: das ländliche Dorf Glamoc, fernab großer Städte, versteckt zwischen Berglandschaften. Wir sprechen mit Zwillingen, die ihre Familien noch in Glamoc haben, aber trotzdem auswandern wollen: für besseres Geld, weil ihre Freunde und Bekannte auch nach Österreich und Deutschland gegangen sind. Eine Frau in der Förstereibehörde des Dorfes erzählt uns, sie sei in Österreich geboren, nach dem Krieg nach Glamoc gezogen und würde bald wieder nach Österreich gehen. Sie verdient 500 Euro im Monat, die Hälfte davon geht an die Miete.

Vor einer Bar sitzen sechs Männer an kleinen runden Tischen und trinken Schnaps

Donnerstag Vormittag in Glamoc, erstmal eine Runde Schnaps.

Eine erheiternde Begegnung mit einer Gruppe älteren Herren, die gerade Bier und Schnaps trinken, war auch dabei. Sie erzählen davon, dass “die Alten sterben, die Jungen weggehen”, es gäbe einfach immer weniger zu tun und man spüre, dass es immer weniger Menschen im Dorf werden. Ein Mann erzählt auf Deutsch, er lebe in Nürnberg und habe dort gearbeitet, wäre jetzt in Pension, und käme immer wieder zurück nach Glamoc für etwas Urlaub. Mit seinem Gehalt aus Deutschland konnte er sein Haus in dem Dorf weiter finanzieren.

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Wer hat’s erfunden? Slovenija!

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In Sarajevo dem Brain Drain auf den Grund gehen…