Bildung ist Zukunft
Tag 4
Meine Zeit in Madrid neigt sich dem Ende zu, aber heute konnte ich noch einen aufschlussreichen letzten Recherchetag nutzen für einige neue Erkenntnisse. Eine Erkenntnis ist kulinarischer Natur: Obwohl Madrid nicht am Meer liegt, lieben sowohl die Einheimischen, als auch die vielen Tourist:innen den Snack „Bocadillo de calamares“. Frittierte Tintenfisch-Ringe in einem Weckerl, ohne Salat und nur manchmal mit Mayonnaise. Der Hype ist gerechtfertigt, es ist wirklich köstlich, wenn auch nicht gerade leicht im Magen.
Aber viel wichtiger ist die Erkenntnis über das spanische Bildungssystem und einen Ausschnitt daraus möchte ich hier teilen. Die NGO United Way España setzt sich dafür ein, Bildungsangebote zu Kindern und Jugendlichen zu bringen, die aus sozial schwachen Familien stammen und ich habe mit der CEO Marina Fuentes Arredonda über die Herausforderungen in Spanien gesprochen, zum Beispiel die hohe Jugendarbeitslosigkeit, den Digital Divide zwischen den verschiedenen Einkommensgruppen und die überdurchschnittlich hohe Zahl an Schulabbrüchen. Warum es ausgerechnet in Spanien derartig viele Abbrüche gibt, hat für Marina Fuentes Arredonda mehrere Gründe: Ein veraltetes Schulsystem mit Frontalunterricht und überholten pädagogischen Methoden, fehlende Ressourcen und wenig Unterstützung bei der Ausbildungssuche.
Marina Fuentes Arredonda - United Way España
In manchen Bereichen Spaniens trifft paradoxerweise die Jugendarbeitslosigkeit auf einen Fachkräftemangel, zum Beispiel im MINT-Bereich und genau dort will die NGO United Way ansetzen. Sie machen Workshop zum Umgang mit neuen Technologien, vermitteln Zusatzausbildungen in diesem Bereich und zeigen Kindern aus einkommensschwachen Familien Möglichkeiten von Lernhilfe-Apps. Vor allem die Pandemie habe gezeigt, wie sich der Digital Divide auswirkt, erzählt Marina Fuentes Arredonda, denn in manchen Familien mussten sich 5 Personen einen Computer teilen, was Fernunterricht praktisch unmöglich machte. Ein Zugang zu Technologie und eine Ausbildung in diesem Bereich könnte nach Meinung der NGO für viele Kinder eine Zukunft mit Einkommensstabilität bedeuten.
Wenn man sich das Bildungssystem eines Landes genauer ansieht, bekommt man tiefe Einblicke in eine Gesellschaft und ihre Geschichte. Man sieht wie Bildung die Zukunft eines Menschen bestimmt, wie sie ein ganzes Land und dessen Wirtschaft massiv beeinflusst und wie unterschiedlich Bildung aussehen kann, je nachdem in welche Region und welche Familie man hineingeboren wird. Es lohnt sich hier genauer hinzusehen und ich bin dankbar dafür, die Möglichkeit dafür bekommen zu haben und freue mich schon darauf all die Informationen in einem Radiobeitrag zusammenzufügen.