„Länder, die sich der KI verwehren, verwehren sich auch der Zukunft“
Wo liegen die Grenzen dessen, was Menschen tun können? Dürfen wir einem Roboter eine Pistole in die Hand drücken und ihn um sich schießen lassen? Natürlich nicht. Aber genau solche Grenzen müssen festgelegt werden, betont Angelo Dalli im Gespräch mit mir. „Das ist wie bei jeder fortschrittlichen Technologie: Sobald Sie etwas Mächtiges haben, müssen Sie die Regeln festlegen, um es einzusetzen und Missbrauch zu verhindern.“
Dalli ist Informatiker, hat „sein ganzes Leben in Technologieunternehmen gearbeitet“ und sich schon bald auf die Künstliche Intelligenz spezialisiert. „Schon früh, vor Jahren schon, habe ich erkannt, dass sie große Auswirkungen auf uns und unser Leben haben wird.“ Er hat studiert, im In- und Ausland geforscht, an Entwicklungen für die Transportbranche, den Verkehr, an automatisierten Sicherheitsprozessen oder an der Analyse von Unfällen gearbeitet. „KI hat einige Zeit gebraucht, um an die Öffentlichkeit zu gelangen“, sagt er. Aber heute vergehe kaum ein Tag, an dem man nicht über Neuheuten und Fortschritte lese. „Auch Menschen, die in diesem Bereich arbeiten, fällt es nicht immer leicht, auf dem Laufenden zu bleiben. Es sind spannende Zeiten.“
Mittlerweile hat Dalli ein eigenes KI-Unternehmen und gilt als einer der Experten in diesem Fachbereich, ich schnappe gar den Begriff des „KI-Gurus“ auf. Als Mitglied der von der maltesischen Regierung eingesetzten Taskforce hat er an der KI-Strategie für das Land mitgearbeitet. „Es braucht den aktiven Einsatz der Regierung“, betont er, „sie muss erkennen, wie wichtig es ist, dieses Thema auf die Agenda zu setzen.“ Länder die sich ihrer verwehren, „sind wie die Länder, die sich in den Neunzigerjahren geweigert haben, das Internet einzuführen“, sagt er. Und weiter: „Sie verwehren sich dann auch der Zukunft, sie investieren nicht in die Zukunft, nehmen in Kauf, dass sich die wirtschaftliche Lage verschlechtert.“
Wie kontrolliert man nun etwas, das sehr intelligent ist? Es brauche jedenfalls auch Forschung und Recherche – um zu verstehen, wie diese Systeme, wie die Algorithmen funktionieren, so der Experte. Und dann müsse man auf vertrauenswürdige KI-Systeme setzen, sie müssen transparent sein, „sodass man jeden Schritt kontrollieren und nachvollziehen kann.“
Diese Schritte aber legen am Ende wir fest, sagt er. „Die Regierungen und die Gesellschaft müssen darüber nachdenken: Was wollen wir tun, was wollen wir damit erreichen?“ Um zurück zur Pistole zu kommen, die dem Roboter in die Hand gedrückt wird. „Wenn, dann habe ich Angst vor den Leuten, die dieses System kontrollieren und erschaffen.“ Am Ende sind es die Menschen, die es trainieren und ihm Dinge beibringen, Befehle geben. Und es sind auch Menschen, die von der KI noch längere Zeit gebraucht werden, sagt er. „Und damit meine ich nicht Jahre, sondern Jahrzehnte, in denen sie uns brauchen wird, um effektiv zu funktionieren.“