Wie KI und Gaming zusammenhängen - und mit unserer Welt
Kinder über Konflikte lehren und darüber, wie man sie löst. Simulationen, wie sie im Museum eingesetzt werden oder in der Architektur für den Bau neuer Häuser und Gebäude, Flughäfen simulieren, Städte, den ganzen Planet – „Du kannst über Spiele so viele Dinge simulieren, wie es sie im echten Leben gibt und auch Dinge, die gar nicht existieren“, erklärt mir Georgios Yannakakis, Professor und Direktor am Institute of Digital Games an der L-Università ta' Malta und Mitgründer des Unternehmens modl.ai. „Wir können über Spiele irrsinnig viel auf die echte Welt projizieren und über sie lernen, oder über ein anderes Metaversum.“ Game Designer von heute seien die Designer der Welten, in denen wir in Zukunft leben, sagt er: „so viel Potenzial, so viel Wirkung.“
Über das Potenzial, das in der KI schlummert, und das Malta offenbar nutzen will – der kleine Inselstaat möchte bis 2030 zu einer der führenden europäischen Nationen in Sachen Künstliche Intelligenz werden – möchte ich in den nächsten Tagen recherchieren. Ich werde mich dafür mit den führenden Köpfen in diesem Bereich austauschen, die hier leben. Yannakakis gehört dazu, gerade eben wurde er von Guide2Researcher zu „einem der weltweit besten Wissenschaftler in Elektrotechnik und Informatik“ auserkoren, immer wieder schaffen es seine Projekte und sein Institut in Bestenlisten und Rankings ganz nach oben.
Yannakakis kommt aus Griechenland, vor zwölf Jahren ist er hergekommen. Die Regierung möchte Malta zu einem „fruchtbaren Nährboden für Forschung und Entwicklung“ machen. Tatsächlich lebt hier eine ganze „bubble“ an kreativen Denkern, mit denen er zusammenarbeiten darf, so der Forscher. Gaming und Künstliche Intelligenz, sie gehören unweigerlich zusammen. Die großen Meilensteine in der AI seien in diesem Bereich entstanden, so Yannakakis. Die meisten Schlüsselalgorithmen wurden im Entwickeln von Spielen erfunden, im Testen, im Entwerfen, im Produzieren. Man denke an den Deep Blue Algorithmus im Schach, an AlphaStar in StarCraft, oder an den Algorithmus, der den Geist in Pacman und seine Attacken kontrolliert - schon 1980. „KI begleitet Videospiele seit ihren Anfängen“.
Und umgekehrt würde Künstliche Intelligenz Spiele besser machen. Man brauche sich bloß anzusehen, was wir Menschen im Gaming tun: Wir spielen sie, wir entwerfen sie, wir machen Marketing, setzen politische Statements, sind kreativ, wettbewerbsfähig. „Jetzt ersetzen Sie in diesem Satz Menschen durch KI. Die KI kann Spiele spielen, Spiele entwerfen, Marketing machen…“, führt Yannakakis aus, doch ich hänge noch am Wort „ersetzen“. Er merkt es und greift vor: KI sei, insbesondere in der Spieleentwicklung, nicht dazu da, irgendjemanden zu ersetzen. „KI soll uns dabei helfen, Ressourcen zu schaffen, um kreativer zu sein und bessere Spiele zu entwickeln.“ Er möchte sie als „Mitarbeiter“ verstehen, mit dem der Mensch interagiert und in den kreativen Dialog geht.
Künstliche Intelligenz wurde schließlich dafür entwickelt, um den Menschen zu unterstützen, Arbeitsabläufe zu vereinfachen, ihn besser zu machen - wenn man sie denn richtig einsetze. Etwa im Gesundheitssektor, um bessere Diagnosen zu stellen, Krankheiten besser zu behandeln, zur Vorbeugung, für die Entwicklung neuer Impfstoffe, oder „um ein bisschen besser über unsere DNA zu verstehen, was in unserem menschlichen Körper vor sich geht.“ Wie dies gelingen kann, auch das möchte ich auf meiner Recherchereise herausfinden. Relevant sei eben ganz besonders auch, was der Mensch daraus mache. Es hänge nicht nur davon ab, wie die Politik den Einsatz von KI reguliere, so Yannakakis. „Sondern auch von den ethischen Werten der Forschenden.“ Auch über sie möchte ich mehr erfahren. Aber dafür habe ich ja jetzt noch ein paar Tage Zeit.
Den Verkehr während der rush hour über KI zu regulieren, das schafft selbst Malta noch nicht, denke ich, als ich am Abend eine Stunde länger als üblich aus dem Nachbarort nach Valletta brauche. Schade, eigentlich.