„Wir werden auch nach dem Krieg weitermachen“

Alexander und Vlad, beide Anfang 20 haben nicht lange gezögert. Als die Heimat, wie die beiden Niederländer mit ukrainischen Wurzeln sagen, angegriffen wurde, galt es aktiv zu werden. Zunächst mit humanitärer Hilfe, dann mit immer konkreterer Hilfe für die Frontliniensoldaten - “everything non-lethal”, versichert Alexander - und dann mit der Dokumentation von Kriegsverbrechen durch OSINT (Open Source Intelligence). Den beiden Studenten geht es darum der Welt zu erzählen, was in der Ukraine vor sich geht - möglichst das ganze Bild, nicht nur einen Auszug.

Alexander ist tags vor dem Gespräch von einem Frontbesuch im Donbass zurückgekehrt, hat die vergangenen Nächte mit Artilleriebeschuss im Ohr verbracht. Drohnen, Gasmasken, Verbandszeug und Medikamente wurden abgeliefert und Kontakte vor Ort gepflegt. Schon tags darauf wird der 22-jährige aufgebrochen sein, um einen Allrad-SUV an die ukrainisch-polnische Grenze zu überstellen. Seit Februar 2022 war er etliche Male in der Ukraine, mehrmals an der Front – nur seine ukrainische Mutter weiß davon nichts. „Die glaubt ich fahre mit humanitärer Hilfe nach Polen.“

Die Männer leisten Beeindruckendes. In einem Alter, in dem viele in einer Findungsphase sind, Studien ausprobieren, erste Berufserfahrung sammeln, reisen und das Leben genießen, sahen sie sich wie viele Ukrainer:innen gezwungen schnellstmöglich Verantwortung zu übernehmen und ein Leben zu führen das sie so nicht wollten. Nicht erst einmal wurden Prüfungen abgesagt, weil in der Ukraine zu viel passierte und die News verfolgt werden mussten.

Mit gerade einmal 22 Jahren haben sie und ihr mittlerweile 60-köpfiges Team bereits zwei Berichte zu Kriegsverbrechen an den Internationalen Strafgerichtshof geliefert, welche „jeweils sehr gut aufgenommen wurden“. Auch ihre Karte mit den zahlreichen Kriegsverbrechen füllt sich leider permanent.

Für Vlad und Alexander ist jedoch klar: sie werden zwangsläufig auch nach einem etwaigen Kriegsende weitermachen müssen mit ihrer Arbeit: “Schau dir an wir viel Kriegsverbrechen noch immer in Syrien entdeckt werden“, sagt Vlad.

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