Amsterdam: Offener Hafen für alle?
Als ich in Amsterdam letzte Mittwoch angekommen bin, sind mir die Massen an Tourist:innen gleich aufgefallen. In dieser Stadt wuselt es nur so von Menschen. Hier wird sich die Offenheit an die Regenbogenfahne gehisst, die von vielen Hausern hängt. Doch ist Amsterdam so liberal und offen wie sein Ruf der Stadt vorauseilt?
Beim Interview bekomme ich tiefe Einblicke in die Sorgen hier lebender Aktivisten: gay, Moslem und Flüchtling mag einfach sein, wenn man jung ist, doch die scheinbar liberale Stadt und das dazugehörige Umland hat sich mehrheitlich für eine rechte Regierung entschieden. Wie lebt es sich in diesem Spannungsfeld? Dino Suhonic wirkte auf mich frustriert und gab offen zu, Angst zu haben. Er sehe keine Chance auf Verbesserung in der Zukunft. Er warnt die Österreicher:innen: “Wählt ihr rechts, dann bekommt ihr nicht nur Hass auf Migrant:innen und Zugewanderte, sondern auch gegen Menschen mit anderen sexuellen Orientierungen”.
Auf den vielen Spuren, auf denen ich gewandert bin, ist mir jedoch auch ein sehr solidarisches und emphatisches Amsterdam begegnet: an keinem Ort steht eine 14-jährige so sehr im Mittelpunkt einer Stadt wie Anne Frank es hier tut. Mein Guide auf ihren Spuren liest an vielen Stellen Auszüge aus ihrem Tagebuch und bewegt die Tourist:innen. Im Widerstandsmuseum werden mutige Menschen geehrt, die diese Stadt während der Besetzung hervorgebracht hat.
Am letzten Tag am Homomonument ziehe ich Bilanz: Offenheit, Rechtspopulismus, LGBTIQ-Freundlichkeit und eine rechte Regierung - kann das alles miteinander einher gehen?
Ja, es kann. Was sollten wir Österreicher:innen mitnehmen: es braucht den Mut Einzelner, die Solidarität aller und die Offenheit vieler, damit ein Zusammenleben trotz rechter Kräfte funktionieren kann.
Mit dieser Erkenntnis und dem Wunsch, dass wir in Österreich wachsam bleiben müssen, schließe ich mein Blog.
Danke abermals für diese tolle Chance!