“Wirst du unterdrückt, widersetze dich”
Als mein Interviewpartner Dino Suhonic zum verabredeten Zeitpunkt kommt, fällt mir gleich sein reflektiertes und engagiertes Wesen auf. Gleich am Anfang erzählt er, dass die Förderungen für seine Organisation “Queer Muslims”, die junge homosexuelle Muslims empowern möchte, gestrichen werden. Ist das schon eine Auswirkung der rechten Regierung?
“Weißt du, sie machen das nicht ganz so konkret. Sie streichen ein wenig in der Entwicklungshilfe ganz nach dem Motto “Wir brauchen das Geld für unsere Leute” und dann bekommen NGOs wie unsere keine Gelder mehr”. Der gebürtige Bosnier kam 1992 zuerst als Flüchtling in die Niederlande, verbrachte dann den ganzen Krieg am Balkan. Mit einem Studentenvisa kam er zurück und studierte Soziologie. Das merkt man ihm an, denn Zitate wie das von Foucault, das ich in diesem Artikel als Titel verwendet habe, kommen ihm ganz leicht über die Lippen.
Dino ist am Stand der Dinge, denn er arbeitet ganz nah am Menschen. Als Aktivist, Ausbildner und als jemand, der den öffentlichen Auftritt nicht scheut, erlebe er Diskriminierung. Körperliche Angriffe hätten zugenommen auf LGBTIQ-Personen, Diskriminierung und Abneigung gegen Muslime sei salonfähig geworden. “I am afraid”, gibt er zu. So positiv sehe er die Zukunft nicht.
Ob es Liberalismus im Populismus geben könne und Populismus im Liberalismus in einer Stadt wie Amsterdam, die als weltoffen gilt? Dino winkt ab. So liberal sei die Gesellschaft gar nicht. Liberal würde auch immer ein wenig konservativ bedeuten. “You vote for the whole package”, gibt er den Wähler:innen mit: “Wer heute rechts wählt, richtet sich damit nicht nur gegen Migrant:innen, sondern auch gegen die Rechte von LGBTIQ-Personen, Feminist:innen, mutige und selbstbewusste Frauen und Themen wie Bildung.” warnt er. Nicht viele wüssten das und so haben auch LGBTIQ-Personen rechts gewählt und so auch gegen sich selbst.
Das Gespräch mit Dino ist lang. Er gibt spannende Einblicke, die ich schon gespannt bin, in meinem Artikel zu verarbeiten.
Hier regnet es heute in Amsterdam, daher begebe ich mich ins Museum des Widerstandes. Apropos Widerstand: ich war hier gestern Abend meinen Cousin besuchen, der hier in Amsterdam mit seiner Familie lebt. In dem Haus, das er mit seiner Frau gekauft hat, hat er mir gestern eine hohle Stelle in der Decke über der Tür gezeigt. Die Vorbesitzer:innen hätten dort bei Renovierungsarbeiten eine Schlafstätte gefunden. Denn hier wurden in der NS-Zeit Jüd:innen versteckt. So nahe an Hilfsbereitschaft zu sein, hat mich als Menschenrechtsverteidigerin sehr bewegt.
Auf einen guten Tag in Amsterdam!