7. und 8.8. Ankunft in Amsterdam: Gibt es Liberalismus im Rechtspopulismus?
Nach 14-stündiger Nachtzugfahrt aus Wien begrüßt mich Amsterdam gestern mit Sonnenschein und vor allem einem - sehr vielen Tourist:innen. Gert Wilders ist an der Macht, der Populismus hat gewonnen. Was bedeutet dies nun für bereits marginalisierte Gruppen in der niederländischen Gesellschaft? LGBTIQ, Feminismus, Migrant:innen, Zugewanderte? Können sie hier noch sicher leben? Und was würde eine rechte Regierung für uns und diese Gruppen in Österreich bedeuten?
Bereits auf der Zugfahrt hat mir meine niederländische Mitfahrerin berichtet: “Ob wir noch liberal sind in Amsterdam weiß ich nicht. Es hat sich viel verändert. Ich kann mir gar nicht erklären, wie so viele diese Regierung wollten.”
Mein Zimmer ist noch nicht bezugsfertig, daher stürze ich mich ins Getümmel. Obdachlose fallen mir keine auf, heruntergekommene Fassaden auch nicht. Amsterdam wirkt auf mich mehr wie ein Museum. Blumenmarkt, Grachtentour, Regenbogenfahnen überall, Anne-Frank-Haus, Reichsmuseum, viel Käse in den Auslagen- alles wirkt wie für den/die Touristen/in vorbereitet. Mein erster Eindruck von Amsterdam? Sehr touristisch. Wo ist denn der Charme der Niederlande hier noch? Als ich abends mein Zimmer beziehen kann, falle ich nur müde ins Bett. Diese bunten Eindrücke müssen erstmal verarbeitet werden.
Der zweite Tag wird heute richtig spannend. Ich treffe meinen Hauptinterviewpartner. Er weiß, was es bedeutet queer, muslimisch und Flüchtling zu sein. Er entspricht genau der Zielscheibe der rechten Regierung.
Bereits vor einem Monat habe ich mein erstes Interview für diese Recherchereise geführt. Eine Professorin der Universität Amsterdam berichtete: LBGTIQ, Wokeness, Feminismus, Migrant:innen, Islam - das sind die Projektionsflächen der Rechten hier.
Wie fühlt es sich für Dino Suhonic, den ich heute interviewe an? Was wird er mir berichten? Fühlt er sich ausgegrenzt? Hat er nun Angst um sein Leben und seine Meinungsfreiheit?
So wirkt er auf der Homepage der “Queeren Muslims” nicht auf mich. “Public Speaker, Consultant, Activist. “ lautet sein Profil. Er lässt sich das Fürchten sicherlich nicht lehren. Doch wie steht es um Andere, die soeben erst nach Amsterdam gekommen sind - die Stadt des Liberalismus in all dem Rechtspopulismus.
Bleibt gespannt!