“Den Ersten den Tod, den Zweiten die Not, den Dritten das Brot”
Mit diesen Worten beginnt die Ausstellung im Museum der Donauschwaben in Sombor, im äußersten Nordwesten Serbiens. Das Museum diente als Ausgangspunkt meiner Recherche-Reise und brachte mich ganz zurück an den Anfang der Geschichte der deutschen Minderheit in Serbien. Der Titelspruch ist ein altes, donauschwäbisches Sprichwort und meint, dass Wohlstand nur durch harte Arbeit und Durchhaltevermögen erreichbar ist.
Die Geschichte der deutschen Minderheit in Serbien beginnt Mitte des 18. Jahrhunderts als Kapitel habsburgischer Migrationspolitik. Nach der Zurückdrängung der Osmanen begann unter Kaiserin Maria Theresia die Aussiedlung und Kolonisation von deutschen Bauern und Handwerkern in die Region des heutigen Nordens von Serbien. Insgesamt wanderten rund 50.000 Deutschsprachige aus Südwest- und Mitteldeutschland sowie Österreich per Schiff über die Donau aus. Später kam es deshalb zur Bezeichnung „Donauschwaben“. Deutschsprachige werden in Serbien bis heute umgangssprachlich als Švabos bezeichnet.
Im Museum der Donauschwaben in Sombor wurde ich von Gabrijela Bogisic empfangen. Sie ist die Leiterin des donauschwäbischen Kulturvereins St. Gerhard, der humanitäre Hilfe, Kulturarbeit und Sprachförderungsprogramme anbietet. Den Verein gibt es seit 1992, er lebt ausschließlich von Projektgeldern. Seit Corona ist alles schwieriger geworden, erzählt sie. Die Nachfrage an Deutschkursen sei in den letzten Jahren massiv gesunken.
Gabrijela Bogisic führte mich durch das Museum, das über 200 Jahre donauschwäbische Geschichte abbildet und vernetzte mich anschließend mit zwei jungen Angehörigen der deutschen Minderheit. Nikola, 23 Jahre und Germanistik-Student würde gerne in Graz studieren. Doch ein Studium innerhalb der EU ist teuer und für ihn nicht finanzierbar. Sein Deutsch würde jedoch davon profitieren, wenn er in einem deutschsprachigen Land studieren könnte. Renata, ebenfalls 23 Jahre alt und Studentin ist sogar dreisprachig aufgewachsen. Sie spricht serbisch, deutsch und ungarisch. Beide wünschen sich, dass Serbien EU-Mitglied wird.
Das hofft auch Gabrijela Bogisic. Das Leben in Serbien sei finanziell oft schwierig. Die Löhne sind niedrig, die Lebenserhaltungskosten teilweise sehr hoch.
Dass die Vojvodina, die autonome Provinz, in der Sombor liegt, so multikulturell und vielfältig ist, sei ein großer Benefit. Die deutsche Minderheit sei mit ihren 3000-4000 Angehörigen heute jedoch kaum spürbar. Zum Vergleich: Bei der Volkszählung von 1931 lebten noch rund 350.000 Donauschwaben in der Vojvodina. Der Frage, warum diese Zahl in den letzten 90 Jahren so geschrumpft ist, werde ich morgen nachgehen.
(Viktoria Tatschl)