Der Kanal, der eines Tages vielleicht wieder gebraucht wird…
Heute machte ich mich auf zum Saimaa-Kanal, der den größten See Finnlands (Saimaa) mit dem russischen Meer (dem Finnischen Meerbusen in der Ostsee) verbindet und das schon seit 1856, als Finnland noch ein Großfürstentum innerhalb des Russischen Reiches war.
Der Kanal überwindet auf 43km Länge einen Höhenunterschied von 76m mithilfe von 8 Schleusen - 3 davon liegen auf finnischer Seite der Grenze, 5 in Russland. Alle werden jedoch von den Finnen kontrolliert und bedient. Das Spannendste am Kanal: Die Finnen haben einen 2013 um 50 Jahre verlängerten Pachtvertrag mit Russland über die gesamte Länge des Kanals. Sprich: er ist rechtlich gesehen ein Stück Finnland inmitten Russlands. Seit die Grenze dicht ist, Finnland der NATO beigetreten ist und die bilaterale Stimmung am absoluten Gefrierpunkt ist.
Seppo (rechts, seit 40 Jahren in verschiedensten Tätigkeiten am Saimaa-Kanal tätig, sein Großvater arbeitete hier schon 1916) und sein Mitarbeiter Tero sind dafür verantwortlich das weiterhin alles weiter funktioniert! Auch wenn aktuell nur alle heiligen Zeiten tatsächlich ein Boot geschleust werden will. Auch die Ausflugsboote befahren maximal noch die erste Schleuse. Vor Corona und dem Krieg waren es hingegen allein tausend große Frachtboote jährlich, dazu etliche Touristen- und Freizeitboote.
Auch wenn es derzeit überhaupt nicht danach aussieht, könnte es sein, dass der Kanal irgendwann wieder normal befahren wird. Dafür sind Seppo und sein 20-köpfiges Team da. Da sind die Finnen wie immer pragmatisch.
Wie es der Zufall will, kam während meiner Visite heute Jonny aus Deutschland zufällig vorbei, um sein neu erworbenes Boot zu schleusen. Er hat sich ein Boot gekauft und will es nach Kopenhagen bringen. Er wäre gerne den ganzen Kanal befahren, aber das spielt sich aktuell nicht. Wenngleich es theoretisch nicht verboten ist, verunmöglichen es horrend hohe Versicherungsgebühren wie die unklare Sicherheitslage den pittoresken Kanalweg zu nehmen. Jonny lud nach der zweiten Schleuse sein Boot also auf einen LKW um.
Funfact: Auf dem Dach des Bootes hatte Jonny eine Gummischlange liegen: Das hält die Möwen fern, damit sie das Boot nicht vollkacken. Wieder was gelernt!