Kopenhagen – Malmö – Wien: Über die Rolle der EU und fünf Tage Recherche in Dänemark
Verena Schinnerl, Dänemark, 21. September
Tag 5:
Rund 40 Minuten und knapp 13€ – das braucht es, um per Zug von der dänischen Hauptstadt Kopenhagen ins schwedische Malmö zu fahren. Die etwa acht Kilometer lange Öresundbrücke dient seit dem Jahr 2000 als schnelle Verbindung der beiden skandinavischen Länder. Nachdem alle meine Interviews abgeschlossen sind, teste auch ich die Fahrt, bevor es zurück Richtung Wien geht. Fazit: Es lohnt sich auf jeden Fall, denn der Blick auf die Meerenge ist beeindruckend – für mich eine besondere Strecke, für viele Pendler:innen aber Alltag.
Die Öresundbrücke ist übrigens nicht Dänemarks einziges grenzübergreifendes Bauprojekt: Auch wurde 2020 mit dem Bau des Fehmarnbelt-Tunnels begonnen, der rund 18 Kilometer lang wird und 2029 eröffnen soll. Durch ihn wird die dänische Insel Lolland mit der deutschen Insel Fehmarn verbunden.
Geografisch gesehen spielt die Verbindung von Dänemark in andere EU-Länder also eine wichtige und aktuelle Rolle. Doch wie sieht das bei den Dän:innen selbst aus? Was bedeutet ihnen die EU und inwiefern fühlen sie sich europäisch? Um das herauszufinden, habe ich mich in Kopenhagen umgehört:
Bezüglich der Frage, welche Bedeutung die EU für die Dän:innen hat, waren die Antworten also gemischt. Der Großteil der Befragten empfindet es als positiv, Teil der EU zu sein – vor allem, um große Probleme (etwa im Umwelt- und Sicherheitsbereich) gemeinsam zu lösen. Einige Male wurde deutlich, dass die EU im täglichen Leben oftmals nicht bewusst präsent, sondern eher im Hintergrund ist. Zu den negativen Wahrnehmungen zählt, dass Dänemark als verhältnismäßig kleines Land kaum Einfluss auf die Entscheidungen habe. Einmal wurde auch der Wunsch eines Austritts geäußert. Bei der zweiten Frage waren sich viele der Befragten einig, dass sie sich als Europäer:in fühlen – teilweise auch Dänisch oder Skandinavisch.
Auffällig war, dass alle Dän:innen, die ich angesprochen habe – egal welches Alter – unglaublich gutes Englisch gesprochen haben. Kein Wunder: Englisch wird im dänischen Schulsystem schon früh gelehrt und Filme werden überwiegend in englischer Originalsprache (mit dänischen Untertiteln) angeschaut.
Nach fünf Tagen in Dänemark und mit vielen neuen Eindrücken geht es für mich schließlich zurück nach Österreich. Als ich meine Reise angetreten habe, war folgender Teaser Ausgangspunkt meiner Recherchen: „Dänemark gehört seit Jahren zu den glücklichsten Ländern der Welt. Doch was steckt hinter diesem Phänomen? Ist es die starke soziale Unterstützung, das Vertrauen in den Staat oder doch das besondere Lebensgefühl von „Hygge“? Das möchte ich im Zuge von #eurotours2024 herausfinden.“
Was also habe ich herausgefunden? Mein Fazit: Es ist die Mischung. Natürlich leben die Dän:innen das Gefühl von „Hygge“ – wenn auch eher unbewusst. Viel öfter kommt jedoch durch, dass es der starke Wohlfahrtsstaat ist, welcher der Bevölkerung Sicherheit gibt. Damit ist Dänemark nicht allein: Alle skandinavischen Länder haben ein ähnliches, universelles System. Die Steuern sind verhältnismäßig hoch, werden durch die Leistungen (etwa im Bildungs- oder Gesundheitsbereich) aber relativiert. Besonders prägend in Dänemark: Das hohe Vertrauen in den Staat, das unter anderem durch Transparenz, wohin die Gelder fließen, erzielt wird. Natürlich hat Dänemark auch mit Herausforderungen zu kämpfen, etwa dem geringeren Wohlbefinden der jungen Generation oder einer sinkenden Geburtenrate. Letztendlich zeigt sich aber dennoch, dass die allgemeine Zufriedenheit aufgrund des hohen Lebensstandards und der guten Lebensqualität überwiegt.
Eine ausführliche Zusammenfassung meiner Erkenntnisse gibt es bald auf Rock FM zu hören. Stay tuned! Somit bleibt mir vorerst nur noch zu sagen: Farvel, Danmark! Tschüss, Dänemark!