Besuch bei der Stiftung Polnisches Migrationsforum

Nach einer eindrucksvollen Erkundung der polnischen Altstadt am Morgen, hatte ich heute Vormittag meinen ersten Termin bei der Stiftung Polnisches Migrationsforum in Warschau. Ich war nicht die einzige Besucherin der NGO: mit mir warteten Migrant:innen und Geflüchtete aus vielen Ländern. Wie ich heute erfahren durfte, gilt Polen als EU-Land als sicherer Hafen nicht nur für Ukrainer:innen, sondern unter anderem Südamerikaner:innen. Alina, eine ukrainische Mitarbeiterin meinte, dass es mittlerweile leichter wäre, in die EU zu gelangen als nach Amerika. Das gibt zu denken, so war doch Amerika das Land der Möglichkeiten! Ich hatte sehr gehofft, dass es ukrainische Frauen am polnischen Arbeitsmarkt leichter gehabt hätten als in Österreich, denn so hätte ich einige Ideen in meine Heimat mitnehmen können. Ja, Sprache sei natürlich der Schlüssel für eine erfolgreiche Platzierung an einem Arbeitsmarkt, doch für Ostukrainer:innen, wo früher vorwiegend Russisch gesprochen würde, wäre Polnisch wie eine ganz fremde Sprache. Für Westukrainer:innen, aus Lviv beispielsweise, sei bereits eine Vertrautheit da gewesen. Viele waren schon vor dem Februar 2022 gekommen. Ebenso wäre es kulturell schwierig, denn die Ostukraine war früher näher an Russland und so ist Rassismus auch ein wenig Thema geworden. Ebenso herrsche das Bild in Polen vor, dass eine “Ukrainerin” eher für niedrigere Arbeiten geeignet wäre wie beispielsweise als Putzhilfe oder Abwäscherin. Wie wir wissen, sind Frauen mit Kindern allein gekommen, denn Männer mussten und müssen an die Front. Wie soll nun eine situationsbedingt alleinerziehende Mutter es schaffen, einen guten Job zu finden, wenn das Kind Betreuung bedarf? Oft wären Schulzeiten auch so, dass sie mit der Arbeit der Mutter unvereinbar wären. Sie haben es nicht leichter. Heute Abend treffe ich Oksana, die mir direkt erzählen wird, wie es ihr ergeht als Ukrainerin am Arbeitsmarkt. Nein, zur Flucht gezwungen zu werden ist eine große Ungerechtigkeit, doch Polen lebt von einer starken Zivilgesellschaft. Gott sei Dank!

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Schuldenberater: “Die Leute kommen erst, wenn das Kind im Dreck liegt”

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Herzlich Willkommen in Warschau!