Das geringere Übel

In Podgorica gingen heute mehrere hundert Menschen auf die Straße, um gegen die im Raum stehende Schließung des Dr. Simo Milošević Instituts - einem der größten Rehabilitationszentren des Balkans - zu demonstrieren. Dieses wurde erst vor wenigen Jahren teilprivatisiert, nun fehlt das Geld - Angestellte arbeiten weiter, bekommen ihren Lohn aber stets mit viel Verspätung. Einer der lautesten Rufe an diesem Nachmittag: Der Wunsch nach Verstaatlichung. Vor allem aber auch der Wunsch nach Veränderung.

Mit der aktuellen Regierung zeigt sich hier kaum jemand zufrieden. "It's good the Dictator is gone", sagt eine der Demonstrant*innen - Gemeint ist Langzeitmachthaber Milo Djukanovic, der im April die Präsidentschaftskanzlei räumen musste. Seine Demokratische Partei der Sozialisten (DPS) ist bereits seit 2020 in der Opposition. "It was an election for the lesser evil", meint Jovan, der für die heutige Demonstration rund eine Stunde von der Küste Montenegros angereist ist.

Weder die Expertenregierung, die die DPS ablöste, noch ein liberales Bündnis, dass dieser folgte, konnten viel verändern - im Gegenteil, das Land sei nationalistischer geworden und der politische Einfluss der serbisch-orthodoxen Kirche sei gewachsen, so der Tenor im Demonstrationszug

Auch in die sich derzeit formierende Regierung, die noch im Herbst in Kraft treten soll, zeigen die Demonstrant*innen kein großes Vertrauen. "They call themselves 'Europe now', but thats not really special - Pretty much every montenegrian Party supports the EU and would like to see Montenegro as a part of it", ärgert sich eine Demonstrantin. “But that is just populism.”

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