Mangelnde Pressefreiheit bedroht EU-Beitritt
Der Weg in die Europäische Union ist für viele Länder ein bedeutendes Ziel, das politische, wirtschaftliche und soziale Vorteile verspricht. Albanien hat sich dazu entschlossen, diesen Weg zu gehen. Unter den vielen Anforderungen und Standards, die ein Land erfüllen muss, um Mitglied zu werden, steht die Pressefreiheit an vorderster Stelle. Mit der Investigativjournalistin Kristina Voko sprach ich über die aktuelle Situation.
Ein ernstes Problem in Albanien ist die Einschüchterung und Gewalt gegenüber JournalistInnen, insbesondere wenn sie über Themen wie Korruption oder organisierte Kriminalität berichten. Bei Pressegesprächen gibt es kaum ReporterInnen, die älter als 40 Jahre alt sind. Wer in dieser Branche Erfahrung sammeln will, muss eine dicke Haut haben.
Aber nicht nur verbale und physische Attacken erschweren die Arbeit der Redakteure. Die Medienlandschaft ist unübersichtlich. Es gibt 50 TV-Sender, 700 Online-Medien und sieben Tageszeitungen. Schaut man sich die Eigentümer der Fernsehstationen an, stehen meistens Oligarchen dahinter. Ihre Interessen decken sich mit denen der Regierung. Teilweise besitzen Bierhersteller Medien. Der Staat bestimmt nämlich, wie viele Unternehmen Bier herstellen dürfen. Auch die Inhalte dieser Medienbeiträge sind pro-Regierung.
Obwohl der Großteil der Fernsehsender, Zeitungen und Online-Beiträge für die Regierung Werbung macht, hat sich der Premier Anfang der Coronakrise nicht nehmen lassen, die Bevölkerung vor den Medien zu warnen: “Man kann ihnen nicht trauen.” Einen Journalisten nannte er “Mülleimer”.
Seit 19. Juli 2022 gibt es mit Albanien Beitrittsverhandlungen, doch bei der Medienfreiheit tut sich seither nichts. Dieser Umstand hemmt hemmt das Balkanland, Teil der EU zu werden.
Trotz der Herausforderungen zeigen viele JournalistInnen in Albanien große Courage und setzen ihre Arbeit fort, um die Öffentlichkeit zu informieren und Missstände aufzudecken. Ihr Einsatz verdient Anerkennung und Unterstützung.- Unabhängige Nachrichten gibt es auf www.reporter.al (auch Artikel auf Englisch).