“Finanzbildung hilft der Gesellschaft, bessere politische Entscheidungen zu treffen”
Immer schön den Wall-Street-Laptoptaschen hinterher: Abfahrt Richtung Kirchberg-Plateau – das Banken- und Finanzviertel östlich von Luxemburg-Stadt. Im Gegensatz zum historischen Altstadtkern ist Kirchberg das Mekka für zeitgenössische Bürobauten. Beton, Stahl, Glasfassaden: Institutionelle Gebäude, die Finanzdienstleistungen und Märkte auf der ganzen Welt in Verbindung bringen.
Hier treffe ich Jessica Thyrion. Sie ist Beraterin für Finanzbildung bei einer Stiftung der sogenannten ABBL, der Luxemburger Banken- und Bankiersvereinigung. Thyrion fällt auf, nicht nur weil sie inmitten von Jacketts und Loafers lieber Converse trägt. Über was wir gesprochen haben, lesen Sie aber bitte erst im Oktober in der Kleinen Zeitung nach: Die Autorin dieser Zeilen will ihr ganzes Pulver schließlich nicht gleich jetzt verschießen.
Nur in Spuckweite befindet sich der Campus-Kirchberg, ein Standort der Universität Luxemburg. Ich treffe Wirtschaftsprofessor Christos Koulovatianos in seinem Büro. Ein Raum, dessen Inhalt aus vielen losen Zetteln besteht. „Viele haben eine falsche Vorstellung, wie wir an der Universität arbeiten“, meint er und lacht. Das hier, sagt er, sei so etwas wie sein Denklabor.
Zur Sache: Was sind aus seiner Sicht die radikalsten Auswirkungen der fehlenden Finanzbildung – sowohl für Privatpersonen als auch für die Gesellschaft? Im ersten Schritt wird’s richtig teuer. Geringe Kompetenz in Sachen Geld könne einen durchschnittlichen Haushalt jedes Jahr viele Euros kosten. Hinzu käme: Die Welt sei komplizierter geworden. Handy, Internet, Globalisierung: „Mittlerweile gibt es viel Raum für schlechte Entscheidungen.“ Wichtig sei aber auch: „Finanzbildung hilft der Gesellschaft dabei, bessere politische Entscheidungen zu treffen.“ Denn Unwissenheit gepaart mit Ignoranz, so Christos Koulovatianos, locken im schlimmsten Fall Politiker:innen und Parteien an, die einfache Lösungen versprechen. „Versprechen, die sie nie und niemals einhalten können.“
Um falsche Versprechungen und geplatzte Träume geht’s übrigens auch morgen. Ich werde nämlich bei der Schuldner:innenberatung vorstellig.