Das “Soldathemmet”: Ort der Erholung für Schwedens pragmatische Soldaten

Am zweiten Tag meiner Schweden-Reise verlasse ich Stockholm erstmals: Mit Zug, Bim und Bus bin ich eineinhalb Stunden unterwegs bis ich fernab von jeglicher Zivilisation vor einer Militärschranke aussteige. Im Soldatenheim in Livgardet, gegenüber vom gleichnamigen Militärstützpunkt, essen die dort stationierten Soldaten gerade zu Mittag. Viel Lust mit mir zu sprechen hat niemand, das merke ich sofort, aber ich bleibe dran und lande mit etwas journalistischer Beharrlichkeit auf einem Tisch mit zwei “Conscripts” (Grundwehrdienern) und einem Offizier.

Was die beiden Jugendlichen mir erzählen, erstaunt mich. Auf meine Frage, ob der NATO-Beitritt seines Landes ihn vom Militärdienst abgeschreckt hat, antwortet einer trocken, dass er sich gerade deswegen der Armee angeschlossen hat. “Diese Leute (Anm. Finnland und baltische Staaten) könnten unsere Hilfe gut gebrauchen”, sagt ein anderer. Ich nenne das pragmatisch und idealistisch zugleich, sie nicken nur. “So ist man in Schweden”, sagt der Offizier.

Das Esszimmer des "Soldathemmet" in Livgardet

Meine Gastgeberin und Leiterin des Hauses, Marianne, empfängt mich später in ihrem Büro. Soldatenheime haben in Schweden lange Tradition. Das erste, das 1877 gegründet wurde, entstand, um Soldaten “weg vom Alkohol und zu Gott” zu bringen, erzählt Marianne. Heute gibt es im ganzen Land 24. Soldaten können dort essen und sich entspannen. Im Untergeschoss in Livgardet gibt es ein eigenes Billiard-Zimmer, eine Bibliothek, ein Musikzimmer und ein Spielzimmer (Play Station, nicht Brettspiele). Mein Verdikt: Langweilig wird einem hier auch nach mehreren Stunden nicht.

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