“Multinationale Firmen auch für Österreich wichtig”

Wieso ist Irland für Österreichs Wirtschaft interessant? Josef Treml leitet das AußenwirtschaftsCenter in Dublin und kennt die Antwort. Ein Interview.

Josef Treml, Leitung AußenwirtschaftsCenter Dublin

Wieso ist Irland als Wirtschaftspartner für Österreich interessant?
Irland ist mit 5,4 Millionen EinwohnerInnen eine kleine Volkswirtschaft, aber es gibt ein Wachstum. Vor allem die multinationalen Firmen in den Bereichen Pharma, MedTech und Informations- und Kommunikationstechnologie sorgen im Land für einen Geldregen. Erst vor kurzem hat die EU-Kommission entschieden, dass Irland 13 Milliarden Euro von Apple an Steuern zurückfordern muss. Hier gibt es also finanzielle Mittel, die unter anderem in die Infrastruktur investiert wird. Auch günstiges Wohnen ist hier ein Thema.

Was hat Österreich von den Staatsinvestitionen?
Wir als Wirtschaftskammer sehen uns die Ausschreibungen an und leiten sie an österreichische Firmen weiter. Dublin sucht nach Lösungen bei der Kläranlage. Wir haben in diesem Bereich Expertise und könnten zum Zug kommen. Es wird auch viel in Straßen investiert. Auch die Strabag war schon mit einem Auftrag vor Ort. Die Firma Kapsch organisiert die Mautgebühr.

Verlassen sich die Iren darauf, dass Firmen wie Apple und Google weiterhin im Land bleiben und für Wohlstand sorgen?
Nein, es gibt manche, die trauen dem Geldregen nicht. Hier gibt es die Idee von einem Sovereign Investment Fund. Dabei geht es um langfristige Investitionen in die Wirtschaft. Dieser konzentriert sich auf fünf Schlüsselbereiche: einheimische Industrie, regionale Entwicklung, vom Brexit betroffene Sektoren, Klimawandel-Projekte und Wohnungsbau.

Wie schaut die Lage für Start-ups aus?
Sie tun sich teilweise schwer, weil Firmen wie Google und Apple sehr gute Löhne zahlen. Start-ups können da nicht mithalten und finden so schwierig gut ausgebildete Leute.

Welche kulturellen Unterschiede gibt es, wenn österreichische Unternehmen mit irischen zusammenarbeiten?
In Irland gibt es ein anderes Rechtssystem. Bei einem Arbeitsvertrag braucht man so zwischen 30 und 40 Seiten, um alles genau festzuhalten. In Österreich regelt das das Arbeitsrecht. Hier gibt es kein Pensionsantrittsalter. Das muss man alles im Vertrag niederschreiben. Was mich als Österreicher anfangs irritierte, war, dass man hier gleich mit dem Vornamen angesprochen wird. Auch wenn es ein Chef einer Firma ist. Hier gibt es kein hierarchisches Denken. Außerdem wird sehr schnell über die Familie gesprochen. Bei uns in Österreich ist das im geschäftlichen Bereich nicht so üblich, außer man kennt sich schon lange.

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