Das Digitalste, das du heute sehen wirst

Vollkommen anlaog und absolut digital schließen sich in Riga nicht aus. Dennoch: Wenn das analoge Arbeiten mit der Gesellschaft altert, hat es ein Ablaufdatum.

Ein Marktstand in RIga

Adelina mit ihrer Kollegin am Marktstand.

Adelina studiert ein betriebswirtschaftliches Fach, in den vorlesungsfreien Zeiten hilft sie am Rigaer Zentralmarkt aus. Die Berufe der Zukunft, meint sie, liegen im IT-Bereich. Auf die Frage, ob nicht doch auch Jobs wie etwa der persönliche Verkauf von Nahrungsmitteln wichtig bleiben müssten, denkt sie kurz nach. “Im Prinzip schon”, sagt sie dann. Richtig überzeugt wirkt sie nicht.

Schon zuvor habe ich mich auf dem großen Rigaer Zentralmarkt umgesehen. Auffällig: Hier kommen hautpsächlich ältere Menschen her. Vor allem an den traditionellen Obst- und Gemüseständen, aber auch bei den Haushaltswaren, heißt es nach wie vor “Cash only”. Eine Registrierkassa findet man hier nicht. Lediglich innerhalb der großen Hallen - passenderweise ehemalige Zeppelinhallen - gibt es vereinzelt Geschäfte mit der Möglichkeit zur Kartenzahlung. Am Markt wird das analoge Leben gepflegt. Es ist ein Ort, an dem man auch zum Tratsch zusammenkommen kann.

Trotzdem malt Adelina dem Markt keine allzurosigen Zukunftschancen aus. Das Stammpublikum werde immer älter, vom Tourismus alleine werde der Markt nicht leben können und die Gehälter für diejenigen, die sich hier abmühen, seien jetzt schon prekär. “Ich denke, so etwas wie der Verkauf von Waren wird in Zukunft hauptsächlich online ablaufen”, schätzt die Studentin.

Im Wesentlichen bereits heute digitalisiert ist Lettlands Nationalbibliothek. Anhand der Dauerausstellung “Das Buch in Lettland”, habe ich mir dort angesehen, welche Zukunftsaussichten es für eine Gesellschaft in einer immer digitaler werdenden Welt geben kann. Das Buch als Hort des Wissens und der Wissensvermittlung wird hier auf besondere Art und Weise inszeniert, nämlich multimedial. Für mich das analogste und digitalste, das man sich zur selben Zeit an einem Ort vorstellen kann.

Besonders beschäftigt hat mich eine der Fragen an den Ausstellungswänden: “Was macht man mit Menschen, die gedankenlos sind, die die Weisheit nicht mögen, und die das aufmerksame Lesen nicht lieben? Was nützt es, für sie Bücher zu schreiben und zu drucken? “ Unmittelbar daneben wird festgehalten, dass trotz Digitalisierung so viele Bücher wie niemals zuvor gedruckt werden - allerdings: Kein Mensch wird es je schaffen alle Bücher der Welt zu lesen.

Die lettische Nationalbibliothek ist jedenfalls ein äußerst beliebter Ort zum Lesen und Lernen für Studierende, vor allem auch für Auslandstudierende. Sie machen laut einer Erhebung aus dem Jahr 2022 insgesamt mehr als 10 Prozent aller Studierenden an den lettischen Hochschulen und Akademien aus. Umgekehrt gehen etwa 6 bis 7 Prozent der Letten selbst ins Ausland, um zu studieren.

Beim deutschen akademischen Austauschdienst (DAAD) hat man mir heute zudem erklärt, dass in Lettland zwischen „akademischen“ und „professionellen“ Studiengängen unterschieden wird. Die akademischen Studiengänge seien theorielastiger, die professionellen würden zu konkreten Berufen führen. Es können aber in beiden Bereichen Bachelor und Masterabschlüsse erworben werden. Diese Rechercheergebnisse bieten mir eine gute Basis für meine weiteren Programmpunkte hier in Riga. Mehr dazu gibt es dann morgen.

Die Nationalbibliothek von Lettland von außen

Das Lichtschloss - die lettische Nationalbibliothek.

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