In Echtzeit vom Feld auf den Bildschirm
Monika Stradner, Litauen, 27. Juli
Heute stand in Kaunas ein Besuch in der litauischen Landwirtschaftskammer am Programm. Im Gespräch mit Paulius Astrauskas und Edita Bartašiūtė habe ich viel über die landwirtschaftliche Struktur in Litauen, Herausforderungen bei der Vermarktung der Produkte und das Thema „Generationen“ erfahren: hier sind etwa 60% der Landwirte über 60 Jahre alt. Die Demographie ist die große Herausforderung – es gibt für junge Menschen zwar finanzielle Anreize um in der Landwirtschaft Fuß zu fassen, das Risiko schreckt trotzdem viele ab.
Die Altersstruktur wirkt sich auch auf die Akzeptanz beim Thema Digitalisierung aus, die ältere Generation ist dabei zum Teil eher skeptisch. Paulius zeigt mir auf seinem Laptop in Echtzeit die Getreideernte auf einem Feld – er kann mir sämtliche Details, vom Treibstoffverbrauch des Mähdreschers über die Niederschlagsmengen auf dem Feldstück bis hin zur Erntemenge sagen. Die Szene erinnert eigentlich an ein Computerspiel. Die Datenmenge, die hier generiert wird, ist immens. Aus diesen Daten könne man wiederum sehr viel lernen und die Produktion laufend optimieren – mehr Ernte bei geringerem Ressourceneinsatz, das will man schließlich nicht nur aus Kostengründen, das schont auch die Umwelt. Um die Daten richtig interpretieren zu können braucht es wiederum entsprechendes Know-how.
Auch das Zentrum der landwirtschaftlichen Ausbildung befindet sich in Kaunas. An der Landwirtschaftsakademie der Vytautas-Magnus-Universität konnte ich mit der Vizerektorin Aušra Blinstrubienė sprechen. Auch sie spürt den demographischen Wandel, die Zahl der Studierenden sinkt. Ab Herbst gibt es hier aber einen neuen Studiengang, der Landwirtschaft und digitale Technologien verbindet – umfassendes Wissen aus beiden Bereichen ist gefragt. Neben den Kooperationen mit landwirtschaftlichen Betrieben und Unternehmen wird an der Akademie auch die Forschung großgeschrieben. Studenten sind in den Sommerferien keine hier, dafür ist die Getreideernte am Versuchsbetrieb in vollem Gange.
Was mir jetzt noch fehlt liegt auf der Hand: wie zeigt sich alles, was ich bisher gehört habe in der Praxis und was sagen Landwirtinnen und Landwirte dazu?