Thessaloniki: Weißes Handelszentrum von der Krise gezeichnet

Schon beim Flug über den Balkan Richtung Griechenland waren in den Hügeln Waldbrände zu sehen. Nach dem Aussteigen das Handy angemacht: Hitzewarnung. Beim Verlassen des Flughafens dann die Bestätigung: Es ist verdammt heiß in Griechenland. Im unklimatisierten Bus vom Flughafen ins Zentrum stöhnen nicht nur die Touristen.

Thessaloniki

Weiße Stadt

Dass es keine bessere Verbindung in die Stadt gibt, ist wohl auch eine erste spürbare Folge der Finanzkrise und der Sparpolitik, die Griechenland dann auferlegt wurde.

Genau das soll in den kommenden Tagen das Thema meiner Recherche sein: Vor 14 Jahren schlitterte Griechenland durch die Finanzkrise beinahe in eine Staatspleite und stellte die Europäische Union, die Gemeinschaft an sich, die Währungsunion, die Wirtschaftspolitik und EU-Beitrittsregelungen erstmals auf den Kopf. Was blieb davon? Was hat man gelernt? Und hat sich Griechenland wirklich schon erholt, wie es so manche Ratingagentur verkündete?

Thessaloniki, rund eine Million Einwohner, Griechenlands zweitgrößte Stadt war immer schon ein wichtiges Handelszentrum: In der Antike, im Osmanischen Reich und heute. Zeichen aus all diesen Zeiten sind schon bei der Busfahrt ins Zentrum sichtbar. Die Stadt erscheint einheitlich in Weiß, ist aber dennoch durch unterschiedliche Baustile geprägt.

Und was auch sofort auffällt: Selbst im touristischen Zentrum der Stadt stehen einige Bauruinen, an denen noch nicht mal noch gebaut wird. Auch das noch Folgen der Krise.

Architektur in Thessaloniki

Architektonischer Mix

Angesichts der Hitze passte es ganz gut, dass mein erstes Interview erst bei Sonnenuntergang und in einem Café am Meer stattfand. Ich traf Grigorios Zarotiadis, Professor an der Fakultät für Wirtschafts- und Politikwissenschaft der Aristoteles-Universität in Thessaloniki.

Wir sprachen lange über die Ursachen und die Folgen der Krise. Für ihn war Griechenland ein „Sündenbock“, aber auch nicht ganz unschuldig. Die Folgen der Sparpolitik seien vor allem im öffentlichen Sektor spürbar, aber auch sonst gebe es Oligopole und eine tiefe soziale und regionale Ungleichheit in Griechenland.

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