“Wir sind niemals aus der Krise herausgekommen”
Die Griechen leisteten viel Widerstand gegen das Spardiktat nach der Staatsschuldenkrise. Sie wählten zunächst eine linke Regierung, die sich mit der EU anlegte. Sie streikten und protestierten.
Ich besuchte die besetzte Fabrik Vio.Me, die von den Arbeiter:innen selbstverwaltet wird, seit die vorigen Besitzer in der Krise zusperrten. Sie wurde zum Symbol des Widerstands gegen die Pleiten, gegen das Wirtschaftssystem.
Vio.Me gibt es zwar noch immer, doch Griechenland hat mittlerweile wieder eine konservative Regierung, die die Sparauflagen umsetzt. Gewerkschafter berichteten von den verschärften Arbeitsgesetzen.
Uni-Professor Grigoris Zaratiadis meinte im Interview, dass sich die Wirtschaft laut Indikatoren zwar erhole, doch die Lebensqualität sank. „Die Griechen waren mal EU-Liebhaber, jetzt sind wir das nicht mehr“, sagte er.
Nun traf ich einen ehemaligen Arbeiter von Vio.Me. Auch Vangelis Vragoteris, der mittlerweile wissenschaftlich zu Kreislaufwirtschaft und Kooperativen forscht, meinte im Gespräch, dass die Griechen von der linken Syriza-Regierung enttäuscht wurden. Sie hätte ihre Versprechen nicht eingelöst.
Er ist sich sicher: „Wir sind niemals aus der Krise herausgekommen, nur wird es jetzt nicht mehr Krise genannt“. Es mache ihn „sehr traurig“, dass das Modell von Vio.Me bei den anderen zahlreichen Firmen, die schließen mussten, nicht angewandt wurde. Die griechische Gesellschaft, die Arbeiterschaft sei nicht bereit gewesen, meinte er.
Und warum arbeitet er selbst nicht mehr bei Vio.Me? Die Bezahlung sei zu schlecht, er hätte sich mehr Marketing und Modernisierung gewünscht. Dennoch wünscht er seinen Ex-Kolleg:innen nur das Beste und bleibt überzeugt, dass Kooperativen ein Ausweg aus Griechenlands Krise wären.